Daniel Schuhmacher
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Überzeugender Neustart: Vielfalt ist Trumpf
Es ist alles da, in diesen Songs. Wut, Trauer, Rachegelüste, Melancholie, aber auch
Optimismus, Kampfgeist, Hoffnung, Dankbarkeit. Unmittelbare Gefühle eben, gefiltert
durch gesunde Selbstreflektion. „Vorher war ich einfach der Sänger“, sagt Daniel
Schuhmacher, „jetzt lebe ich das auch oder habe das gelebt, was ich da singe.“
Angeführt von der treibenden Single „Rolling Stone“ bringt der 26-jährige Sänger und
Songschreiber aus Pfullendorf auf seinem neuen Album „Diversity“ alles auf den Punkt,
was ihn in den letzten 4 Jahren an- und umgetrieben hat. Und tritt damit eindrucksvoll
den Beweis an, dass es sehr wohl ein Leben nach dem Triumph in einer Casting-Show
geben kann. Nämlich eins als unabhängiger Künstler, der jetzt einfach „mein eigenes
Ding“ macht.
Einfach weil er den Mut, das Talent und den Willen dafür in die Waagschale werfen
kann. Einfach? Einfach war und ist daran natürlich wenig bis nichts. Und wie „total
surreal“ war das denn noch gleich: Die Nationalhymne beim Formel 1-Rennen auf dem
Nürburgring singen, und „ich steh da auf’m Podest und unten läuft Lewis Hamilton vorbei
und ich denk: Ok, Lewis Hamilton, cool...“ Und Daniel Schuhmacher hat sie auch noch
richtig gesungen, die Nationalhymne... „Ich musste lernen, mit Situationen auf einer
teils sehr krassen Ebene klarzukommen“, erinnert er sich heute an seine verrückte
Saison als DSDS-Sieger 2009, „aber dadurch habe ich mich und auch mein Umfeld viel
besser kennengelernt.
Es war ja schon die sechste Staffel, da war mir klar, dass der Hype nicht ewig dauern
kann. Dass man danach einen Weg für sich finden muss, ohne dabei in ein schwarzes
Loch zu fallen. Ich habdiese ganze Erfahrung positiv abgespeichert, aber ihr nicht
nachgetrauert. Und jetzt bin ich einfach auf einer anderen Reise.“
Geerdet hat Daniel Schuhmacher, der seinen Fans ewig dankbar sein wird, weil sie ihn
im Telefon-Voting zum VIVA Comet vor u.a. Lena und Unheilig trugen – geerdet hat den
„Besten Durchstarter 2010“ auf dieser Reise nicht zuletzt immer wieder der Schritt vor
ein Live-Publikum. Gewiss, dieser Rausch der ersten ganz großen Festivals vor
zig-tausend Menschen ist wohl nicht wiederholbar. Umso wertvoller sind dann diese
Momente, wenn da plötzlich jemand ganz nah vor der Bühne in irgendeinem Club steht
und wirklich bewegt ist von einem neuen Schuhmacher-Song, den er oder sie gerade
zum ersten Mal hört. „Ich hab’s geschafft“, sagt er, „die letzten vier Jahre immer eine
Tournee zu machen. Das gibt Sicherheit, man lernt dazu und wächst daran, weil man
mit anderen Musikern arbeitet. Erfahrung mit Live-Bands ist einfach unbezahlbar.“
Bei der Tour im Winter 2012/13, beim Abschlusskonzert in Köln, stand dann auch ein
Musiker vor der Bühne, der diese Erfahrung schon seit mehr als 30 Jahren vor allem mit
einer Band sammelt, nämlich der von Herbert Grönemeyer. Gitarrist Jakob Hansonis war
so begeistert von dem, was er da von Daniel Schuhmacher sah und hörte, dass er
sogleich seine Hilfe als Produzent anbot. „Das hat mich natürlich extrem gefreut, weil er
schon so viel erlebt und gemacht hat“, sagt Schuhmacher, der in den drei Wochen mit
Hansonis und weiteren Top-Musikern im Studio von Martin Ernst ein ganz neues
Aufnahmeerlebnis kennenlernte. „Bisher war immer alles fertig, wenn ich zum Singen ins
Studio kam. Jetzt wurden die Songs wirklich gemeinsam aus den Demo-Vorlagen
Und gemeinsam mit seinem musikalischen Leiter Bernhard Selbach hat Daniel
Schuhmacher seit 2009 unzählige eigene Songs geschrieben und diese vor allem durch
das intensive live-spielen immer wieder verändert und weiterentwickelt.
„Ich hab mich da wirklich ernstgenommen gefühlt und das fand ich richtig toll. Das ist ein
ganz anderes Arbeiten, viel intensiver, man fühlt sich dem Ganzen einfach näher.
Auch Chris Buseck (hatte schon„On A New Wave“ für Schuhmacher produziert) und Daniel
Konold, der in Ulm einige Vocals aufnahm, trugen zum Gelingen von „Diversity“ bei.
Schließlich stieg noch die britische Band Mirrors mit ins Boot. Das Trio aus Brighton war
2011 als Support für OMD auch schon in Deutschland zu Gast und neben der Single
„Rolling Stone“ noch an drei weiteren Songs beteiligt, darunter
„Gold“, das Schuhmacher mit seiner vielleicht schönsten Metapher (für Selbstakzeptanz)
glänzen lässt. Stilistisch passt dieser Trip über den Kanal wunderbar. Gewiss, das Album ist
nicht zufällig „Diversity“ betitelt, weil „ich Alben mag, die mich auch mal mit einem kleinen
Bruch überraschen.“ Und mit dieser tollen Stimme kann Daniel Schuhmacher natürlich auch
Rock („Shady Side“), Soul („Take The Silence“) und die ganz große, ganz zarte
Ballade („Doleful“) überzeugend interpretieren. Aber der rote Faden steckt hier musikalisch
doch eindeutig im Synth-/Electro-Pop der 1980er-Jahre. „Ich liebe einfach die englische
Pop-Musik der 80er“, schwärmt Daniel Schuhmacher, „auch schon durch meine Eltern, die
immer viel Eurythmics oder Marc Almond gehört haben. Das hat mir immer gelegen, und als
wir uns dann entscheiden mussten, in welche Richtung das Album gehen soll, war das klar
für mich, auch weil viele der Songs einfach dazu passten.“ Auch die kommende Tour wird er
in entsprechender Besetzung bestreiten. Zwei Keyboarder und ein Schlagzeuger stehen schon
bereit, um die Songs von „Diversity“ so bald wie möglich auf die Bühne zu bringen.
Bis es soweit ist, wünscht sich Daniel Schuhmacher für sich und „Diversity“ erst mal nur eins.
„Versucht das Ganze wertfrei zu betrachten und zu hören, Wenn’s gefällt: cool. Wenn nicht: Is
halt so. Aber einfach unabhängig davon, dass ich mal in einer Casting-Show war.“ Apropos: In
seinem Song „Over“ schließt Schuhmacher mit den Leuten ab, „die’s einfach nicht gut mit mir
gemeint haben.“ Aber damit ist nicht nur die Branche gemeint. Und Dieter Bohlen definitiv
auch nicht...
„Diversity“ (VÖ 25.10.13) ist auf # 90 in die Albumcharts und auf #68 in die Downloadchartseingestiegen.